Live at Montreux - DVD Collection
 
Das Montreux Jazzfestival ist ein Sehnsuchtort des guten Geschmacks. Die Betitelung „Jazz Festival“ war immer wieder ein Streitpunkt bei Fans und Künstlern, denn neben Jazz wird Blues, Country, Soul und sogar Pop geboten. Nina Simone nahm es bei ihrem Auftritt 1976 ebenso genau. Schon wegen des Namens wollte sie nie dort auftreten und weil sie es doch tat, rechtfertigte sie sich ausführlich zu Beginn ihres Auftritts. Ihre Performance dürfte dann auch die eindringlichste, und am schwersten zu konsumierende sein. Minutenlang steht sie auf der Bühne, verneigt sich und blickt ernst in die Runde. Sie will die absolute Aufmerksamkeit, die maximale Konzentration und ist im Begriff den Auftritt zu beenden, als es jemand im Publikum wagt für einen Moment den Saal zu verlassen. Wie einem Hund befehlt sie der Frau  „Sit down.“ Ihre Sonderstellung als Sängerin und Pianistin unterstreicht sie eindrucksvoll. Zu dem Auftritt von 1976 bietet die DVD noch zwei weitere Auftritte von 1987 und 1990. Highlight natürlich ihr Hit „My baby just cares for me.“ Sichtlich gealtert und von psychischen Problemen gezeichnet interpretiert sie ihren Song wie eine Bach - Etüde, die einen sprachlos zurücklässt. Auf dem Höhepunkt seines Schaffens dagegen präsentierte sich Johnny Cash 1994. Kurz nach der Veröffentlichung seiner ersten American Recordings Reihe spielte Cash sich bei seinem einzigen Montreux Jazzfestival für die große Comeback Tournee warm. Der Man in Black in Hochform. 22 legendäre Auftritte sind nun liebevoll von Eagle Rock als Spiegel - DVD Reihe herausgekommen. Die Auftritte reichen weit bis in die 60er Jahre zurück, können in ihrer filmischen Qualität natürlich mit heutigen Maßstäben nicht mithalten, fokussieren sich dafür aber komplett auf die Musik. Eine Wohltat wie ich finde. Die Texte in den Booklets sind leider nur dann gut, wenn sie sich auf den direkten Auftritt beziehen. Offensichtlich wussten die verantwortlichen Redakteure oft selbst nicht genug über jene Nacht in Montreux, sodass sie sich in den Begleittexten auf die Lebenswege beschränkten, die überall nachzulesen sind. 
Beschränken wir uns also auf die Musik. Vier Konzerte aus dieser DVD Reihe habe ich gesehen und jede hat auf ihre Weise eine tiefe Magie. Quincy Jones, der erfolgreichste Produzent aller Zeiten, der 79 mal für den Grammy nominiert war und doch immer im Hintergrund stand, feierte 1996 einen seiner wenigen Auftritte, bei denen er selbst im Rampenlicht stand. Es hat etwas Majestätisches und Zeremonielles, wie der Produzent, Arrangeur, Komponist und Dirigent auf seiner Empore steht und Künstler wie Mick Hucknall, Patti Austin und David Sanborn ansagt. Sanborn spielt übrigens die ganze Zeit über das Hauptsaxophon, in der groß besetzten von Quincy Jones dirigierten Big Band. Ein Genuss.
Endlich eine DVD Reihe, auf die die Welt gewartet hat. Wertvoll und unverzichtbar, wenn man sich ein Stück Musikgeschichte nach Hause holen möchte.


Als DVD Reihe erhältlich
Live at Montreux
Samstag, 12. März 2011