Cowboy Junkies - Demons-the Nomad Series Vol. 2
 
Hören kann der im Jahr 2009 Weichnachten verstorbene Vic Chesnutt seine Stücke nicht mehr. Der immer von Todesahnung und Depressionen gebeutelte und an den Rollstuhl gefesselten Vic Chesnutt nahm sich das Leben, hinterließ aber eine Masse an ungeheuer intensiven Stücken, die die Cowboy Junkies nun in einer Vierer CD-Serie aufarbeiten. Für die Geschwister  Michael und Sängerin Margo Timmins sind diese Aufnahmen eine Herzensangelegenheit. Die Intensität und der Schmerz, der diese Stücke durchzieht, sind teilweise schwer zu ertragen. Jeden Akkordwechsel in Dur oder jede Hookline ist ein kleiner Sieg über die Gleichförmigkeit dieser Stücke. Man muss schon ein wahrer Fan sein, um sie zu verstehen. Vic Chesnutt war nie jemand, der Songs zum Mitsingen schrieb, und nur selten auf die Bühne ging, um seine immer größer werdende Fangemeinde mit leichter Unterhaltung zu belohnen. Seine Musik war stets introvertiert, herunter gebrochen auf den Beinahe Stillstand mit Refrains, die sich oft nur mühsam erschlossen. Wenn sie es aber taten, dann blieben sie für die Ewigkeit. Betrachtet man die letzten Cowboy Junkies Alben, passen ihre Stücke bestens zu denen ihres Helden Vic Chesnutt. Da bricht ein, mit Bläsersound jubilierendes „Strange language“ vollkommen aus dem Rahmen, oder da suggeriert ein sattes Gitarrengewitter zu Beginn des Albums ein „Alles ist gut Gefühl,“ um es in den nächsten Stücken in die Wüste zu schicken. Margo Timmins singt in ihrer typischen, zurückgenommenen, traumwandlerischen und immer etwas erotischen Stimme Lieder, die ihr unendlich wertvoll sind. Die Band konzentriert sich in ihrer Auswahl vor allem auf den frühen Vic Chesnutt, die Stücke aus den 2000er Jahren werden bis auf drei Ausnahmen  vernachlässigt. Wer weiß schon, was die nächsten zwei Alben mit weiteren Coverversionen noch bereithalten. Während das Album auf den Höhepunkt zusteuert, eine gemeinsame, bisher unveröffentlichte Liveaufnahme der Cowboy Junkies mit Vic Chesnutt zusammen, bei der er in seiner Ansage fast Entertainment Qualitäten beweist, erleben wir die Geschwister Timmins, wie gekonnt sie aus dem schwer zugänglichen Songperlen fast eingängige Stücke erschaffen. Das aber fällt einem erst nach mehrmaligem Hören auf. Die eigentliche Faszination besteht in der Feinfühligkeit, mit der sie jeden einzelnen Song am Ende zu ihrem eigenen machen. Der wahre Cowboy Junkies Fan weiß natürlich, dass diese Band in ihrer 25 jährigen Karriere ebenso gute Stücke selbst geschrieben hat, doch ihnen geht es um ein Denkmal für ihren verstorbenen Freund und das steht nun wie ein Monolith in einer Reihe ihrer eigenen, durch die Bank fantastischen Platten.   

Als CD, Vinylplatte und als Download erhältlich
Cowboy Junkies
Samstag, 12. März 2011