Philipp Poisel - Bis nach Toulouse
 
Vom Sand in den Schuhen, vom Salz auf der Haut, vom Wind im Haar und vom Zuhause sein singt Philipp Poisel auf seinem zweiten Album „bis nach Toulouse“  Da ist der Junge mit dem Surfbrett, da wird vom Sammeln des Holzes für das Feuer am Strand erzählt und alles zusammen klingt dann nach Glück und Freiheit. Gut, dass das Mädchen aus Paris auch dabei ist und dass die Trompete im Wind mit Leichtigkeit und Hingabe im Rhythmus der Wellen bläst. Fernweh und Ankommen - Zuhause sein und Aufbrechen. Die Melancholie der Heimat, die Betrachtung der Fremde, Philipp Poisel trägt all diese Gefühle nicht nur in seiner Stimme, sondern auch in seinen Texten. „Aber schön ist es nicht ohne Dich“ singt der 26jährige Stuttgarter und es ist nur einer von so vielen gelungenen Sätze, nur eine von vielen Anspielungen und Stimmungen, die Philipp Poisel nur so aus dem Mund stolpern. Diese Qualität und diese Inbrunst hören wir oft nur von seinem Mentor Herbert Grönemeyer, der auch das zweite Poisel Album auf seinem Label Grönland veröffentlicht. Philipp Poisel gibt wie auf dem Erstlingswerk „Wo fängt der Himmel an?“ immer alles und vielleicht macht ihn das so besonders. Welche Frau hört einen Satz wie „Wirf Dich in jede meiner Schritte, ich führe Doch hin wohin Du willst“ nicht gern? Wer mag nicht mit ihm ins Auto steigen, „das Dich bis ich bis nach Paris trägt,“ wie in dem Titelsong „Bis nach Toulouse?“ Immer wieder diese Sehnsucht nach dem Meer und nach Frankreich. „Allein der Name dieser Stadt besitzt schon eine Menge Charme. Als Kind hatte aber auch Marseille eine große Anziehungskraft: Das Meer, der Hafen, die Fremde - das war für mich ein großartiges Bild. Ich bin gerne unterwegs, wenn ich die offene Straße vor mir habe, dann geht's mir gut," sagt Philipp Poisel. In den 80er Jahren sprach man von Roadmovies und viele Jahre früher schrieb Jack Kerouac über dieses Lebensgefühl wie nie wieder jemand nach ihm. „Bis nach Toulouse,“ fängt eine ganze Menge Gefühl von Freiheit und Glück ein und ist doch immer ein bisschen melancholisch. Das mag an der Stimme liegen, die hier mal ein bisschen weg bricht, dort mal ein bisschen nuschelt, aber immer irgendwie ans Herz geht. Neben der Freiheit und dem „einfach losfahren“ beherrscht aber auch das Thema Angst das Album. Philipp Poisel versucht dieses Gefühl so weit wie möglich aus seinem Leben zu verbannen und wenn das musikalisch ein bisschen mehr nach Bonnie „Prince“ Billy als nach Jack Johnson klingt, ist das zumindest künstlerisch ein Kompliment. Welchen Weg der Stuttgarter nun einschlagen wird, dürfte spannend sein, denn sein drittes Album muss einen neuen Impuls bringen und eine deutlichere Weiterentwicklung zeigen. Man kann es ihm zutrauen, denn ein Weitgereister hat mehr zu erzählen, als eine zuhause gebliebener, das wusste schon Jules Verne, dessen Abenteuer auch in einer französischen Hafenstad begannen. 

Auf CD, als Download und auf Vinyl erhältlich
Philipp Poisel
Sonntag, 29. August 2010