Ray LaMontagne - „God willin‘ & the creek don‘t rise
 

In Deutschland fast unbemerkt, veröffentlichte der amerikanische Singer Songwriter seit vier Jahren eine feine Platte nach der anderen. Das ungewöhnliche an ihm ist auch auf seinem vierten Album “God willin’ & the Ceek don’t rise” auf den ersten Blick seine etwas knödelnde, aber zugleich tief emotionale Stimme. Auf den zweiten Blick aber ist es eine Platte, die mindestens genauso stark von ihrem Songwriting lebt. Gab es auf den ersten drei Alben immer nur einige wenige Perlen zu entdecken, ist “God willin’ & the Ceek don’t rise” ein Album voller wunderschöner Songs. Mit der Ballade “New York City’s killing me” und dem vollkommen auf Gitarre und Mundharmonika reduzierten “Like Rock & Roll and Radio” hat er seine beiden bislang stärksten Stücke geschrieben. Insgesamt aber bewegt sich Ray LaMontagne auf “God willin’ & the Ceek don’t rise” ein ganzes Stück weit weg von seinem souligen Vorgänger “Gossip in the grain” in Richtung Blues. Mit dem wippenden Honky Tonky “Devil’s in the Jukebox,” der sich als letzter Eindruck auf dem Album einbrennt, als wäre man mitten in einem dunklen Nachtclub, oder dem sich immer weiter aufbauenden von Bass und Bluesgitarre getriebenen Opener “Repo Man,”  bekommt man hier den Eindruck, es gehe Ray LaMontagne um ein möglichst authentisches Liveerlebnis. Das ist durchaus gewollt, denn das selbsproduzierte Album wurde in einem Zeitrahmen von nur zwei Wochen in seinem Home-Studio in den Wäldern im westlichen Massachusetts aufgenommen. Für überflüssige Studiofrickeleien blieb kein Raum und hätte erfahrene Musiker wie Jay Bellerose (Drums), Jennifer Condos (Bass), Patrick Warren (Keyboards), Eric Heywood (Gitarre) und Greg Leisz (Pedal Steelguitar) ohnehin nur eingeschränkt. Liveerfahrung bringen sie schließlich alle zur Genüge mit, denn sie sind es gewohnt mit Stars wie Beck, Joe Henry, Tom Waits, Lucinda Williams, Ryan Adams oder Joe Cocker auf der Bühne zu stehen. Erstmals treten die Musiker nun auch unter dem Bandnamen "Pariah Dogs" gemeinsam auf. Eine Art Auszeichnung für die Arbeit der letzten Jahre, denn die Besetzung hat sich so gut wie nicht verändert. Kein Wunder also, dass diese Band sich so gut eingespielt hat. Schwer zu sagen, in welche Richtung Ray LaMontagne sich in Zukunft bewegen wird. Jetzt erstmal freuen wir uns an diesem nahezu perfekten Album und folgen ihm in die Kindheitserinnerungen bei „Old before your time,“ oder überlegen, ob wir zum Sommer an den Ort der Erinnerungen zurückfahren sollten, um all die Erlebnisse der  letzten Jahren mit der Jugendliebe teilen wollen. Melancholisch, nachdenklich, oder voller Lebensfreude, “God willin’ & the Ceek don’t rise” ist ein Album wie das Leben. Die Tradition im Herzen und all die Pläne für die kommenden Jahre im Kopf. 

Auf CD, als Download und auf Vinyl erhältlich
Ray LaMontagne & the Pariah Dog
Sonntag, 29. August 2010