Isobel Campbell & Mark Lanegan - Hawk
 
Die ehemalige Celistin und Sängerin bei der kultisch verehrten Schottenband Belle & Sebastian Isobel Campbell kennt ihre Stärken und hat gelernt mit ihren Schwächen zu leben. Wenn man ihre Sopranstimme unter rein gesanglichen Gesichtspunkten einordnet und bewertet, mag das Ergebnis eher im unteren Bereich liegen. Doch wenn interessiert schon die Stimme, wenn sie das Herz berührt?  Es macht Spaß sich auf das zarte Etwas einzustellen und ihr in ihre kleine verschlossene Elfenwelt zu folgen. Hinter dem Vorhang läuft die Welt in Zeitlupe ab und  überall liegt Schönheit zu den Füßen der Besucher. Immer genau so lange, bis der Ex Grunger Mark Lanegan die Bühne betritt. Die Stimme des ehemaligen Screeming Trees Sängers ist so etwas wie der Mephisto in der Schönklangwelt der 34 jährigen Schottin. Wenn sie sich gemeinsam in das Jenseits begeben und "We die and see Beauty reign" gleich zu Beginn singen, dann fühlt man sich wie Orpheus in der Unterwelt. Die Versuchung ist überall mit diesen beiden gegensätzlichen Stimmen, in denen es keine Mitten gibt und das Unheilvolle hinter jeder Tür lauert. Selbst in so wunderschönen Stücken wie „Time of the season“ mit den verführerischen Streichern scheint das Unheil greifbar zu sein. Während Mark Lanegan mit seinem unverwechselbaren Murren und Brummen weitestgehend den Sound des Albums beherrscht, ist Isobel Campbell als Songschreiberin innerhalb der letzten drei gemeinsamen Alben immer mehr gewachsen. Sie ist fast im Alleingang für die Kompositionen, die Arrangements und die Produktion zuständig. Sie spielt mit der Melodramatik und bricht die Schönheit mit Wonne in dem wütenden Titelstück „Hawk,“ das vollkommen ohne Gesang auskommt. Wenn dann direkt danach aber „Sunrise“ erklingt und wir mitten in einem David Lynch Film aufwachen, fällt die immer größer werdende Bandbreite auf, die das ungleicher Paar geradezu zu zelebrieren scheint. Sogar zwei Coverversionen des großen Townes-van-Zandts finden Platz auf dem 13 Stücke- Werk „Hawk. Mit dem "Snake Song" und "No Place to fall" beweisen sie wie gekonnt sie sich auch auf fremden Terrain bewegen können. Es würde einen nicht wundern, wenn sogar Bob Dylan bei „Lately“ sich selbst erkennt und den Song in seiner Radiosendung zwischen all den Blues und Folk streuen würde. Der Song beschließt das Album und schon möchte man „Knockin on heavens door“ hören, vielleicht mal gesungen von Campbell & Lanegan. Aber das Leben ist ja kein Wunschkonzert und Schönheit kann so vergänglich sein.



Als CD, als Download und auf Vinyl erhältlich
Isobel Campbell & Mark Lanegan
Sonntag, 29. August 2010