Jezabels - Prisoner
 
Ich kann mich kaum daran erinnern, wann eine Band aus Australien derartig gehypt wurde. The Jezabels laufen im Moment überall, wo man dem DJ oder dem Plattenverkäufer vertrauen kann. Und dann passiert genau das, was eben passiert, wenn man nur ein bis zwei Stücke hört. Pure Begeisterung macht sich breit. Dass die Songs auf die Dauer doch ein bisschen gleichförmig klingen, fällt nicht so ins Gewicht, wenn man mit psychedelischer Rockmusik aufgewachsen ist. Wenn man gesehen hat, wie bei The Jesus and Mary Chain die Bühne brannte oder sich nicht zu schade ist, mal in einem Stadion zu großen Melodien mitzugrölen. Die Australier wollen es wissen. Ihre Chöre sind großes Kino, die Gitarre trägt dick auf und das Keyboard ist kurz vorm Techno. Leider haben sie dazu nur einmal den Mut, beim ersten und wie ich finde besten Song „Prisoner.“ Auf den anderen Stücken ist der Breitbandrok so fett und leider oft vollkommen überladen, dass diese Nuancen untergehen. Hätten Catatonia oder Lone Justice jemals die ganz große Karriere gemacht, wüsste man, wohin die Reise mit den Jezabels gehen würde. Doch leider blieb diesen unterschätzten Bands nur ein Nischendasein. Was vom Gothic-Bombast am Ende bleibt, wird sicher auch von der sehr charismatischen Frontfrau Hayley Mary abhängen. Ihre Stimme bleibt hängen. Ein bisschen mehr Entschlackung hätte sicher gut getan. Denn selbst auf der Bonus CD regiert der Bombast. Gut möglich, dass The Jezabels genau den Nerv der Zeit treffen und die Vampirserien-Gucker begeistern und ihre Karriere dadurch länger wehrt, als ich es ahne, aber wenn, dann wird das am Ende die Frage des richtigen Einsatzes im richtigen Moment sein. So wie eben der eine richtige Song im Plattenladen. Dann aber bitte „Prisoner“
Als CD, Doppel CD als Download und auf Vinyl erhältlich
 
 
The Jezabels
Freitag, 27. April 2012