Rufus Wainwright - Out of the game
 
Diese Platte dürfte zu den besten Poppalben des Jahres gehören ohne eine Popplatte zu sein. „Out of the game“ beginnt mit einer Countrygitarre, „Rashida“ ist fast Glamrock „Barbara“ klassischer Soul und „Welcome to the ball“ ist das, was man wohl „Easy Listening“ nennt. Aber nur fast. Wie alles auf diesem Album nur fast ist. Ein bisschen davon, ein bisschen davon. Was soll man auch machen, wenn man alles kann? Rufus Wainwright kann alles. Er kann eine Oper schreiben, den Helden in einer Operette spielen, das Model sein, die Transvestit am Bühnenrand mit dem dicken Lippenstift oder der Schubertsänger am gewaltigen Flügel in dem voll besetzten Opernhaus. Kaum denkbar, dass Rufus Wainwright irgendwo Schwächen zeigt. Und weil er eben weiß, dass er alles kann und Lust hatte nach all seinen Ausflügen in die Klassik und in die Judy Garland Welt ein Popalbum aufzunehmen und vielleicht kaum noch weiß wie das geht, hat er sich mit Mark Ronson jemanden ins Boot geholt, der zu den derzeit angesagtesten Popproduzenten gehört. Amy Winehouse, Adele, Lily Allen usw. Es dürfte schwierig gewesen sein zwischen den Stilen zu wechseln und am Ende alles unter einen Hut zu bekommen. Gut möglich, dass Mark Ronson bei der Produktion den Popproduzenten raushängen ließ, während der Künstler schwelgerisch an seinem großen Flügel zu seinen eigenen Melodien geweint hat. Man könnte es verstehen, sie sind wunderschön. Fast übermächtig. Packt man den großen Elton John der siebziger Jahre, Freddie Mercury zu seiner Hochzeit und die großen Arien der vergangenen Jahrhunderte zusammen, dann bekommt man eine vage Idee davon, wie diese Platte klingt. Die Stimme immer dicht an der Theatralik, ohne jemals zu nerven wie Anthony, dafür aber immer präsent, über allem erhaben. Es schlichtweg genial, wie Rufus Wainwright die Klassische Musik in die Popmusik transportiert, wie er die 70er Jahre wie selbstverständlich wie die Sounds von heute klingen lässt und wie er seiner Stimme diese unfassbare Präsenz gibt. Man sollte vorsichtig sein, mit all den Superlativen, aber wenn das Wort Genie in seinem Zusammenhang nicht genannt werden darf, dann wüsste ich nicht, wer diesen Titel sonst verdient hätte.
Als CD, als Download und auf Vinyl erhältlich
 
 
Rufus Wainwright
Freitag, 27. April 2012