The Lion‘s Roar
 
First Aid Kit
The Lion’s roar
Pias

Als First Aid Kit mit ihrem ersten Album „The Big Black & Blues“ 2010 das erste Mal von sich hören ließen, war schon klar, dass hier etwas anders ist als an all den Neo-Folk Bands jener Jahre. Sanfte Schönheit paarte sich vor allem mit Songs, die unter der Oberfläche das Herz erreichten. Wunderschöne Balladen. Die beide Schwestern Johanna und Klara Söderberg aus einem Stockholmer Vorort haben schon als Teenies zusammen gespielt und wie es heute so oft ist, schafften sie ihren Durchbruch über You Tube mit einem Coversong der Fleet Foxes. Das melancholischen "Tiger Mountain Peasant Song“ war wie geschaffen für die beiden Stimmen. Natürlich war auf ihrem Debüt nichts wirklich Neues zu hören, aber das musste es auch nicht, denn wenn man Idole wie Leonard Cohen, Joni Mitchell oder Bob Dylan nennt, reicht das schon, um die Ernsthaftigkeit zu unterstreichen und indiskret darauf hinzuweisen, dass es am Ende immer das Songwriting ist, das entscheidet. Aber die Schwestern sind gerade erst 21 und 18 Jahre alt und dieser Fakt ist äußerst interessant, denn diese Generation kommt auf die alten Meister durch wiederum junge Bands, die sich an ihnen orientieren. Ich wusste es bislang nicht, aber die beiden scheinen noch ein größerer Bright Eyes Fans als ich zu sein. Conor Oberst war es, der ihnen den Mut gegeben hat es selbst zu versuchen. Mut brauchen sie eigentlich nicht. Die Stimmen, die zweistimmigen Gesänge, die perfekten Gitarren, die ausgeklügelten Arrangements. Die beiden haben sich freigeschwommen. Ihre Einflüsse sind nur noch eine Randerscheinung. „The Lion’s Roar“ ist ein manchmal erschreckend erwachsenen Album. Ein bisschen frühreif. Die wegfahrenden Männer, das Ende einer langen Beziehung. Sie müssen aus anderen Quellen als ihren eigenen Schöpfen. Auch die Musik ist in jeder Sekunde erwachsen, immer zu Ende gedacht. Eine ganze Menge Country und jede Menge Folk. Sie haben die Zeichen der Zeit erkannt und leben doch in der Vergangenheit. Ihr Umfeld von den Fleet Foxes, bis Bright Eyes, sie alle, vorsorglich mit dem Stempel Neo Folk versehen, prägen 2010er Jahre. Sie gehören jetzt in diese Liga. Und man hilft sich. Den beiden schwedischen Schwestern  muss der Atem gestockt haben, als Conor Oberst seine Unterstützung zugesagt hat. Das ergreifende Duett „King of the world“ ist ein Song für die Ewigkeit. Und am Ende ist es nicht einmal das beste Stück des Albums. „The Lion’s roar“ ist so beeindruckend wie das Brüllen eines Löwen. 


Als CD, auf Vinyl und als Download erhältlich
First Aid Kit
Mittwoch, 29. Februar 2012