Götz Alsmann - In Paris
 
Götz Alsmann
“In Paris“ 
EMI/Bluenote

In einem ehemaligen Arbeiterviertel in Paris, dort wo einst Edith Piaff lebte, gibt es ein Restaurant mit dem schönen Namen „Le vieux Belleville.“ Als wichtiger Zusatz steht auf der Markise klein vermerkt „Musette.“ Mein Silvesterabend 2009/2010 in diesem Restaurant bleibt für mich unvergesslich, weil schon während des Essen eine Akkordeonspielerin mit den Namen Minelle das Restaurant betrat, Texte mit französischen Chansons unter den gut 30 Gästen verteilte, um mit ihnen gemeinsam zu singen - nein zu schmettern. Es waren die berühmten Chansons von Charles Aznavour, Gilbert Bécaud, Charles Trenet oder Henri Salvador, Serge Gainsbourg und Yves Montand. Eben all jene, die den Wunsch schüren in das Sehnsuchtsziel und die wohl schönste Stadt der Welt zu reisen. Ich weiß nicht, ob Götz Alsmann auch einen Abend in diesem noch immer als Geheimtipp gehandelten Restaurant verbrachte, oder ob er als Musikforscher und Kenner der klassischen Schlager der 30er bis 60er Jahre sich irgendwann sagte, jetzt muss ich auch eine der aufregendsten Musikmetropolen meine Ehre erweisen. Lässig an eine Laterne gelehnt, posiert der Entertainer ganz im Stile der klassischen Blue-Note-Jazzalben der 1940er und 1950er. Er kann es sich leisten, er hat es verdient sich in die Reihe der großen einzureihen. Mit seiner Band, Altfrid Maria Sicking (Vibraphon), Michael Ottomar Müller (Bass), Rudi Marhold (Schlagzeug) und Markus Paßlick (Percussion), reiste er im Frühjahr nach Paris und nahm seine Platte auf, wie es schon die großen Chansoniers taten. Ob Rumba-Bolero oder French Tango, Cha Cha Cha oder Bossa Nova, Mambo oder Musette – Götz Alsmann und seine Band tauchen musikalisch in ihr facetten- und phantasiereiches musikalisches Universum ein, das geprägt ist von verspieltem Jazz als leichte Muse und einem Hauch Exotica im Stile jener Combos, die es verstehen, aus unterschiedlichsten Klangzutaten ein ganz eigenwilliges Gefühl zu kreieren, ganz so, als hörte man einem Orchester zu. Götz Alsmann ist ein Meister der gekonnten Arrangements und ein ebenso genialer Texter. Die Stücke, diese Heiligtümer der Grand Nation sind allesamt ins Deutsche übersetzt. Natürlich übersetzt er die Texte nicht eins zu eins, und ein paar Stücke sind auch auf deutsch schon irgendwann einmal erschienen, doch es ist ganz große Kunst, wie Götz Alsmann sie singt. Sein unverwechselbarer Humor, seine Verschmitztheit, sein lässiges  Augenzwinkern jedem Klischee gegenüber und dazu  Vibraphon und Xylophon mit atemberaubenden Leichtigkeit gespielt, macht diese Platte zu einem treuen Begleiter, für den nächsten Trip nach Paris und vielleicht ins 
„Le vieux Belleville.“ 

Als CD und als Download erhältlich.
Götz Alsmann
Sonntag, 16. Oktober 2011