Dinner at the Thompson‘s - Off the Grid
 
Das Cover sieht wie aus einem Modemagazin entsprungen. „Seid mutig, steckt Blumen ins Haar, setzt bunte Brillen auf und liebt die Hippies.“ Der Sound spiegelt sowohl Nostalgie als auch Hippness wieder, auch wenn das französisch-amerikanische Soul-Duo das sicher nicht gerne hören wird. Schließlich ist man  modern und vielseitig. Das vierte Album „Off the Grid“ ist der beste Beweis für alle Stile. Vom Spaghetti Western Sound bis zum modernen R&B Track á la „Whatever it takes,“ mit roughen Hip Hop Elementen und Breakbeats. Produziert von Stones Throws versiertem Techniker Kelly Hibbert und einer ganzen Menge Gaststars wie The Magic Bunch, Sänger & Funk-Ikone Lee Fields sowie die Rapper Insight & Guilty Simpson. Dinner at the Thompson’s gehören mit Mode und Sound in die 90er, manchmal in die 80er und sogar in de 70er. Sie lieben den Funk, sind offenbar mit Trip Hop und Hip Hop aufgewachsen und haben die eine oder andere Jazzplatte aus dem Schrank der Eltern mitgehen lassen. Inspiriert von allem was in den Clubs läuft, haben sie alles verarbeitet und einmal kräftig umgerührt. Mit dieser Platte dürften sie sogar die Tanzflächen zum brodeln bringen, die sonst Disco Classics für 40 jährige über sich ergehen lassen müssen. Bemerkenswert ist der wilde Funk-Mix allemal und vor allem die Stimme von Lucille Tee bleibt im Gedächtnis. Eigentlich stammt sie aus Santa Cruz, doch nach der erneuten Wahl von George W. Bush zum Präsidenten verließ sie ihr Geburtsland. Erst zog sie es nach Prag, dann nach Paris. In der Stadt der Liebe zog sie es in jeden Club mit einer Bühne, auf der sonst verruchte Jazzsängerinnen stehen. Das französisch gesungene „“Rice ‚n’ beas“ ist eine gelungene Hommage an das hippe Paris von heute. Es würde mich nicht wundern, wenn es auf der nächsten Prêt-à-porter der Renner wäre. Die Schule auf den Bühnen aber muss hart gewesen sein. Die Stimme von Tee klingt tief emotional und dennoch cool und zeitgemäß. Sicher nicht zuletzt, weil sie bestens mit Electrobeats und jeder Menge Overdubs zurecht kommt. Die ziemlich abgefahrene Produktion mit  hintergründigem Sound und unendlich vielen Spuren ist zwar auf die Dauer etwas anstrengend, hat aber auch etwas faszinierend Frisches. Wohltuend hebt sich der Sound vom üblichen R&B Style der amerikanischen Billboard-Charts ab, ist aber auch griffig genug für den einen oder anderen Hit, vorausgesetzt man stand schon in den 90er Jahren auf Trip Hop, hat mal die B-Seiten von Wu Tang Clan Platten gehört, war Discogänger und mochte den Jazz von Sun-Ra. Das dürften nicht viele sein, aber „Off the Grid“ dürfte Mut machen, es auszuprobieren.

Als CD, Vinyl und als Download erhältlich
Dinner at the Thompson‘s
Samstag, 27. November 2010